6. September 2012

Frauenpolitik muss in Wiesbaden stärker in den Vordergrund gerückt werden – Frauen müssen überall in der Stadt sichtbarer werden

Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 6. September 2012

I.        Ein erster Schritt, um Frauen in der Stadt sichtbarer zu machen, ist der Blick auf vergessene Frauen, die sich durch ihre Aktionen und Werke im Kulturbereich, in ihrem Ehrenamt, in Politik und/oder Wirtschaft, im Sport, in der Forschung und/oder der Wissenschaft für unsere Stadt allgemein oder speziell für die Frauen hier verdient gemacht haben.
Die Stadtverordnetenversammlung nimmt zur Kenntnis, dass in Wiesbaden nur 18 Prozent der Straßen, die nach Personen benannt sind, nach Frauen benannt wurden. Dies spiegelt nicht in angemessener Weise die Verdienste dieser Bevölkerungshälfte wieder.
Aber nicht nur in Wiesbaden, sondern auch weltweit sind Frauen aus dem Schattendasein herausgetreten. Sie alle sollen in unserer Stadt sichtbarer werden, denn es gab und gibt sie zahlreich – doch meist öffentlich unbeachtet. Wenn berühmte Frauen häufig namentlich im Stadtbild auftauchen, kann dies anderen Frauen Mut machen und sie zur Nachahmung anregen.
II.        Ein zweiter Schritt ist der Blick auf den Ist-Zustand und der Wille bei vorhandener Unterrepräsentation von Frauen gegenzusteuern. Dazu ist eine Kenntnis der aktuellen Situation und Zahlen für die Stadt notwendig. Es sind aber auch Entscheidungen zu treffen, welche Maßnahmen ergriffen und umgesetzt werden sollen. Für den Bereich der Politik hat der Magistrat direkte Steuerungsmöglichkeiten, diese sollte er beispielsweise bei den Aufsichtsräten voll ausschöpfen. Auch kann die Stadt als Arbeitgeber viel für die Gleichstellung der Frauen im Berufsleben tun. Dazu gehört Personalentwicklung genauso wie Arbeitsplatzbewertung, Bezahlung und flexible Arbeitszeitmodelle. Frauen in Führungspositionen sind immer noch Mangelware in Wiesbaden und überall.
III.        Als dritten Schritt bedarf es einer Evaluation und eines Controlling um zu überprüfen, ob die Zielvorgaben mit den getroffenen Maßnahmen erreicht werden konnten
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen,
I.              1. der Magistrat wird gebeten,
über das Stadtarchiv, die beigefügte Vorschlagsliste weiblicher Persönlichkeiten, nach denen Straßen, Plätze und Gebäude etc. benannt werden könnten, um weitere verdiente Frauen aus Wiesbaden zu ergänzen und den Ortsbeiräten mit folgender Empfehlung zur Verfügung zu stellen:
Den Ortsbeiräten wird freundlichst empfohlen, sich der überreichten Vorschlagsliste bei Benennungen zu bedienen und sie werden gebeten, dabei
  1. für die Benennung von Straßen und Plätzen solange weibliche Persönlichkeiten vorzuschlagen, bis eine Parität zwischen Männer- und Frauennamen in ihrem Ortsteil erreicht ist.
  2. auch Frauen aus anderen Ländern und Kulturen zu berücksichtigen, um Migrantinnen zusätzliche Identifikationsmöglichkeiten mit ihrer neuen Heimatstadt zu bieten, da bislang fast keine Straßen, Plätze oder Gebäude entsprechend benannt sind.
  1. die Stadtverordnetenversammlung spricht sich dafür aus,
Frauen auch bei der Benennung von Schulen, Bibliotheken und Sportplätzen vorrangig zu berücksichtigen und schlägt den zuständigen Gremien als erstes die Umbenennung der Rudolf-Dietz-Schule in Angelika-Thiels-Schule vor.
II.            Der Magistrat möge berichten,
welche Zielvorgaben er zur Beseitigung der Unterrepräsentation von Frauen bis 2015 im Konzern Stadt und bei den Aufsichtsräten mit welchen Mitteln erreichen will.
III.           Der Magistrat wird gebeten,
vor der Verabschiedung der neuen Frauenförderpläne ein gründliches Evaluations- und Controllingverfahren der derzeit gültigen Frauenförderpläne durchzuführen, um gegebenenfalls Zielgrößen entsprechend neu zu formulieren oder anzupassen.