15. Dezember 2016

Rede von Karl Braun zu „Jahresbericht der Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren 2015“ in der Stadtverordnetenversammlung am 15. Dezember 2016

Es gilt das gesprochene Wort

Anrede,

„der Jahresbericht 2015 der Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren wird zur Kenntnis genommen“ – so der Beschlussvorschlag, der betreffenden Sitzungsvorlage und wohl auch der des heutigen Antrages der SPD Fraktion. Ich frage mich nur, gab es wirklich hier im Hause Bedenken den Bericht zur Kenntnis zu nehmen? Ich glaube wohl nicht.

Vielmehr geht es darum, – wie bereits mit der erstmaligen Vorlage des Berichtes an sich – die wichtige gesellschaftliche Bedeutung der offenen Kinder- und Jugendarbeit herauszustellen und den Einsatz der daran Beteiligten anzuerkennen. Die Idee der Berichterstattung findet unsere Unterstützung. Über den Turnus müsste man sich ggf. nochmals Gedanken machen.

Die sieben kommunalen Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren befinden sich in Stadtteilen, in denen die Kinder- und Jugendarmutsquote besonders hoch ist. Durch die ortsnahen Angebote soll gewährleistet werden, dass besonders Kinder und Jugendliche mit benachteiligendem familiärem Hintergrund eine Verbesserung ihrer Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten in vielerlei Hinsicht erfahren können. Wir dürfen nicht vergessen, nahezu jedes vierte Kind in Wiesbaden wächst in Armutsverhältnissen auf und ist somit auf Unterstützungsleistungen angewiesen.

Die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten muss im Fokus der Kommunalpolitik bleiben, um den Betroffenen eine bessere Lebensperspektive eröffnen zu können. In den Zentren – aber auch bei der Mobilen Jugendarbeit – wird eine hervorragende Arbeit geleistet. Das steht außer Frage.

Redet man mit den Fachleuten vor Ort, so wird aber schnell klar: Die bestehende Angebote müssen erhalten und weiter ausgebaut werden. Wir hatten dazu in der Vergangenheit verschiedene Anträge gestellt, die leider nicht beschlossen wurden. Erwähnt sei hier beispielsweise unser Haushalts-Antrag zur Ausweitung der Honorarkräfte in den Kinder- und Jugendzentren oder die Anfragen bezüglich der Umsetzung des Jugendzentrums im Künstlerviertel, dem sogenannten Stellwerkhäuschen, welches ebenso zu einer Hängepartie wurde wie der Neubau des Stadtteilzentrums Schelmengraben. Letztere wurde über Jahre geschoben, bis mit der Zusage der Sozialen-Stadt-Mittel die Finanzierung endlich sichergestellt war.

Die Arbeit zu loben ist die eine Sache. Hinreichende finanzielle Mittel für den Erhalt und den Ausbau zur Verfügung zu stellen ist aber noch wichtiger.

Nicht vergessen dürfen wir bei den Überlegungen, dass in den Zentren, die ja offen für alle Kinder und Jugendlichen sind, soziale Kompetenzen, Respekt, Solidarität, Verantwortung und Eigeninitiative gefördert werden. Themen wie Menschenrechte, Vielfalt und Demokratie spielen eine wichtige Rolle. Hierbei steht die Vermittlung von gesellschaftlichen, demokratischen Grundwerten im Mittelpunkt. Die bedarfsgerechte Ausstattung der Zentren ist folglich kein „nice to have“ –sondern wichtig für die Zukunft und den Bestand unserer Gesellschaft.