21. November 2013

Rhein-Main-Hallen, Businessplan und Passivhausstandard

Rede des Stadtverordneten Axel Hagenmüller von Bündnis 90/Die Grünen zu TOP IV /2 „Nutzungskonzept und Businessplan für die neuen Rhein-Main-Hallen“ in der Stadtverordnetenversammlung am 21. November 2013

Es gilt das gesprochene Wort

Anrede,

zum Businessplan der Rhein-Main-Hallen möchte ich nur kurz Stellung nehmen. Wir GRÜNE haben große Zweifel, ob die Annahmen über die geschäftliche Entwicklung so zutreffend sind. Wir meinen, dass diese Annahmen zu optimistisch sind. Wir befürchten, dass ein sehr viel höherer Geldbetrag aufzuwenden sein wird. Sowohl für den eigentlichen Bau, als auch was die zukünftige Entwicklung der Geschäfte angeht.

Anrede,

lassen Sie mich zu einem Aspekt etwas sagen, den wir hier in der Vergangenheit schon öfter angesprochen haben: Rhein-Main-Hallen im Passivhausstandard.

  1. Der Passivhausstandard bedeutet nicht, dass man ein Gebäude ohne Heizenergie versorgt. Jedes Passivhaus muss geheizt, teilweise auch gekühlt werden, je nach Klima und Nutzung. Es ist aber im Endeffekt immer so, dass der Energiebedarf sehr gering ist, z.B. im Vergleich zum Gebäudebestand um ca. 90 Prozent geringer. Dafür kann die Aussage wörtlich verstanden werden: nahezu ohne Heizenergie. Beim Passivhausstandard geht es aber nicht nur um die Heizenergie, sondern um den Einsatz aller Energieanwendungen. Das Ziel ist es, diese möglichst zu minimieren, ohne auf den Komfort verzichten zu müssen. Der Passivhausstandard ist außerdem ein Qualitätsstandard, der sicherstellt, dass die berechneten Energiebedarfswerte später auch erreicht werden. Es gibt Planungsschritte und Methoden zur Qualitätskontrolle und die integrale Planung der Beteiligten wird ebenfalls zum Gelingen vorausgesetzt. Dies führt in der Regel insgesamt zu einer höheren Qualität.
  2. Bei einem mangelfrei geplanten und ausgeführten Gebäude gibt es niemals eine zu niedrig empfundene Temperatur, eher im Gegenteil, es ist überall behaglich und gleichmäßig temperiert. Es gibt doch in jedem Gebäude eine Heiz- und Regeltechnik, die dafür sorgt, dass die gewünschte Temperatur erreicht wird. Die Information bzgl. der zu geringen Temperatur dürfte möglicherweise aus einem Objekt stammen, in dem es Baumängel – aus welchen Gründen auch immer – vorliegen. Das dürfte aber nichts mit dem Passivhausstandard zu tun haben.
  3. Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, ein Kongresszentrum als Passivhaus zu realisieren. Es ist richtig, dass der etwas größere Publikumsverkehr für zusätzliche Wärmeverluste sorgt, er sorgt aber auch gleichzeitig für höhere interne Wärmegewinne. Diese dürften sich sogar mehr als kompensieren. Eine unkontrollierte Öffnung, gar ein Offenlassen von Türen im Winter sollte bei jedem Gebäudestandard planerisch verhindert werden, z.B. durch automatische Türschließer usw. Diese führen sonst zu erheblichen Wärmeverlusten, die in der Zeit der Energiewende nicht zu verantworten sind. Die Aussage: „Bei dieser Nutzung ist der Passivhausstandard nicht möglich“, könnte aber einfach geprüft werden, z.B. durch eine qualifizierte Energiebilanz, in der höhere Verluste, bedingt durch Publikumsverkehr, mit bilanziert werden.
  4. Nach meiner Information hat die Zertifizierung DGNB Gold Standard wenig mit dem Passivhausstandard zu tun. Sie hat ganz andere Schwerpunkte, wie z.B. der Einsatz von nachhaltigen Materialien usw. Sie geht jedoch auf die technische Detailausbildung, Gebäudetechnik, Regelung usw. nicht besonders tief ein. Man kann damit aber ganz unterschiedliche Gebäude miteinander objektiv vergleichen. Die beiden Verfahren sehe ich eher als eine gute Ergänzung zueinander mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten, die beide dem Auftraggeber zu Gute kommen. (Stellungnahme von „Energie Planer Team“, Dipl. Ing. Enikö Sariri-Bafia, Seeheim-Jugenheim)

Abschließend: Sie sollten es so machen wie in Frankfurt: Die Gesamtkosten des Gebäudes (Bau und Unterhaltung) über z.B. 40 Jahre Betrieb bilanzieren.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!