8. Februar 2013

Wirkliche Wahlfreiheit an Wiesbadener Gymnasien II

Rede der Stadtverordneten Dorothée Andes-Müller von Bündnis 90/Die Grünen zu TOP 6 „Wirkliche Wahlfreiheit an Wiesbadener Gymnasien“, Antrag von Bündnis90/Die GRÜNEN in der Stadtverordnetenversammlung am 07. Februar 2013

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,

meine Damen und Herren,

bereits im November letzten Jahres haben wir hier ausführlich über das Für und vor allem das Wider von G8 diskutiert. Ich möchte meine vielen Argumente, warum wir den zukünftigen Eltern und Schülern diese Wahlfreiheit auch in Wiesbaden ermöglichen sollten nicht noch einmal wiederholen, vielleicht sind sie ja einigen in Erinnerung geblieben.

Mittlerweile ist die 3. Lesung zur Einführung der Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 im Landtag erfolgt und Eltern haben nun  die Möglichkeit ihre Kinder wieder in G9 beschulen zu lassen, sofern die Gymnasien sich zu einer Rückkehr zu G9 entschließen.

Über 30 Prozent der Gymnasien in Hessen sind zu G9 zurückgekehrt (und zwar zum kommenden Schuljahr!). Weitere werden im nächsten Schuljahr 14/15 folgen.

Eine Prognose spricht von 70 Prozent aller in Frage kommenden Schulen, die zu G9 zurück wollen.

In Frankfurt zum Beispiel haben bis jetzt fünf evtl. sogar sechs Gymnasien die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich für G9 entschieden. Das haben sie unter anderem deshalb getan, weil die zuständige Dezernentin sich klar positionierte und versicherte sie werde niemand der sich für G9 entscheidet Steine in den Weg legen.

In Wiesbaden indessen zaudert man, gibt keine öffentliche Stellungnahme. In Wiesbaden lehnt sich die Schuldezernentin zurück und sieht keine Notwendigkeit tätig zu werden. Dabei wäre es so einfach zu unterstützen!

Dazu wäre es dringend nötig:

– den Eltern zu zeigen, dass man sie mit diesem Thema nicht im Regen stehen lässt;

– den tatsächlichen Bedarf für G9 in Wiesbaden durch Erfragung des Elternwillens zu ermitteln;

– den Eltern und Schulen zu zeigen, dass man hinter einer Entscheidung für G9 stehen würde, indem man z.B. ankündigt den Schulentwicklungsplan entsprechend fortzuschreiben.

Mit anderen Worten: die durch das Land ermöglichte Wahlfreiheit als Chancengleichheit zu begreifen und die vom Land geweckten Erwartungen auch in Wiesbaden zu erfüllen.

Auch die verunsicherten Lehrer wünschen sich eine politische Unterstützung zum Thema Wahlfreiheit. Da reicht es nicht nur mit dem Finger auf das Land zu zeigen.

Was sollen denn Ihrer Meinung nach die Eltern tun, die sich G9 wünschen, aber in Wiesbaden kein Angebot finden? Umziehen? Z.B. nach Mainz? oder in den Rheingau-Taunus-Kreis? Denn der plant nicht nur eine Elternbefragung – dort wird Elternwille ernst genommen – sondern auch die Rückkehr mindestens eines Gymnasiums zu G9!

Tja, ich fürchte, dann wird’s nichts mit den prognostizierten Zuzugszahlen für Wiesbaden!

Letzte Woche wurde vor dem Landtag eine Petition einer Initiative von Eltern aus ganz Hessen mit über 22.000 Unterschriften  übergeben, indem Eltern von 5.und 6.-Klässlern an Gymnasien die Möglichkeit zur Rückkehr zu G9 auch für ihre Kinder forderten! Sind diese Eltern Ihrer Meinung nach alles nur notorische Aufständige und Uneinsichtige, die das Wohl ihrer Kinder missachten?

Nein: sie tun das, weil sie es für die bessere Lösung halten.

Wer das Ohr an der Basis hat und mit den verschiedenen Vertretern der Eltern spricht, der muss erkennen, wie froh Eltern über diese Wahlfreiheit sind und wie wichtig eine Elternbefragung ist. Wir möchten die Eltern mit ihren Sorgen nicht im Regen stehen lassen!

Ermöglichen auch wir Wiesbadener Gymnasiasten „Entschleunigung“, „individuelle Reifeprozesse“ und die Beachtung von „unterschiedlichen Bedürfnissen von Familien“ wie es in einem Schulkonzept zu G9 heißt.

Es wäre eine Investition in die Zukunft!

Deshalb bitte ich sie um Zustimmung zu unserem Antrag!

Vielen Dank.