12. September 2019

Rede von Axel Hagenmüller zu „Umwelt- und klimafreundlich feiern – Nachhaltigkeitskonzept für Wiesbadener Feste“ in der Stadtverordnetenversammlung am 12.09.19

Anrede,

in Wiesbaden wird gerne, gut und häufig kräftig gefeiert. Das freut uns, denn diese Feste sind ein wichtiger Teil des sozialen Miteinanders und des urbanen Lebens. Sternschnuppenmarkt, Wilhelmstraßenfest, Rheingauer Weinwoche, Erntedankfest und Schiersteiner Hafenfest – um nur einige zu nennen – gehören zu Wiesbaden wie der Neroberg und das Kurhaus. Gerade feierten wir das Internationale Sommerfest, und das dreitägige Stadtfest steht unmittelbar davor. Und zu diesen besonders prominenten Festivitäten kommen noch jede Menge Veranstaltungen dazu, die von Vereinen und Initiativen getragen werden – da reicht die Bandbreite von Fastnachtssitzungen über Sportfeste und Kerben bis zum Straßenfest.

Die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener haben es also drauf, das Feiern. Trotzdem meinen wir Grüne: Das geht noch viel besser! Besser im Sinne von

– mehr Umwelt- und Klimaschutz.

Besser im Sinne von

– weniger Müll und Autoverkehr.

Denn bei aller Freude am Feiern sehen wir auch hier die Notwendigkeit, in Richtung Nachhaltigkeit umzusteuern. Angesichts von Klimaerhitzung, bedrohter Artenvielfalt und schwindender Ressourcen geht es darum, unsere Feste „zukunftsfähig“ zu machen.

Dazu, wie wir Grüne uns das Feiern in unserer Stadt vorstellen, liefert der vorliegende Antrag Punkte, die uns besonders wichtig sind:

  • Wir möchten unsere Feste so klimafreundlich wie möglich gestalten,
  • wir wünschen uns, dass die Besucherinnen und Besucher die Veranstaltungsorte auch ohne Auto gut erreichen können.Dabei helfen
  • attraktive ÖPNV-Angebote und Fahrplaninformationen,
  • Fahrrad-Abstellplätze – am besten beaufsichtigt –
  • und Anreiseinformationen zum Bus- und Bahnverkehr.
  • Wir möchten unsere Stadtbäume und Grünflächen, die schon jetzt unter Hitze und Trockenheit leiden, besser vor Trittschäden und Bodenverdichtungen schützen,
  • wir freuen uns auf leckeres Essen aus regionaler und ökologischer Produktion, und auf das Angebot von fair herstellten Produkten,
  • und wir nehmen zum Essen und Trinken am besten Mehrweg-Geschirr.

Dabei verdirbt es uns kein bisschen die Feierlaune, auf ein paar Dinge künftig ganz zu verzichten:

  • Auf Plastik-Teller, -Becher und -Besteck, die nach einmaligem Gebrauch nur noch weggeschmissen werden,
  • auf Alu-Konfetti, das mit dem Wind sonst wohin verweht wird oder noch nach Monaten zusammen mit anderem ekligen Zeug in Pflasterritzen klebt
  • auf Alu- oder Kunststoff-Ballons, die später im Wald oder in der freien Landschaft wiederzufinden sind,
  • auch die Macher der Fastnachtsumzüge sollten sich überlegen, ob das eine oder andere besser nicht unters Volk geworfen werden sollte, denn der Abfallberg nach dem Umzug ist doch erschreckend. Zur Veranschaulichung: Allein der Fastnachtszug 2018 hat laut Presseberichten rund 6 Tonnen Müll hinterlassen.

Und, meine Damen und Herren, wir Grüne halten es auch für denkbar, sich auf dem dreitägigen Stadtfest auch ohne die orangen Nadelfilz-Teppiche nicht zu verlaufen. Hiervon werden jährlich immerhin rund 1.600 qm für ca. 5.000 Euro angeschafft, verlegt und anschließend als rund 0,8 Tonnen Teppichabfall entsorgt. Ich meine, das muss nicht sein.

Lassen Sie uns also Wiesbadens schöne Feste, vor allem die großen Feste, künftig klima- und umweltfreundlicher feiern und dafür – gerne gemeinsam mit den relevanten Akteuren – ein tragfähiges Nachhaltigkeitskonzept entwickeln. Dabei sollten wir im ersten Schritt zunächst alle Maßnahmen zügig angehen, die die Stadt selbst umsetzen kann, und den Fokus auf die großen Feste richten. In einem weiteren Schritt möchten wir dann die weiteren Akteure, die Verbände und Vereine einbinden, um mit ihnen gemeinsam zu Lösungen zu kommen und sie bei der Umsetzung zu unterstützen. Wir können dabei bestimmt auf die Unterstützung vieler Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger zählen.

Darüber hinaus würde ein solches beispielhaftes Projekt auch hervorragend in eine UNESCO-Biosphärenregion passen.

Meine Damen und Herren,

damit wir alle gemeinsam in diesem Sinne noch besser werden beim Feiern in einer lebenswerten und klimafreundlichen Landeshauptstadt, bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag, der selbstverständlich gerne um weitere konstruktive Vorschläge ergänzt werden kann.