14. Februar 2019

Rede von Dorothea Angor zu „Weg für eine kulturelle Nutzung des Walhallas ebnen“ in der Stadtverordnetenversammlung am 14. Februar 2019

Anrede,

„Auf jeden Fall sollte das Walhalla als Kulturstätte erhalten werden.“ Schon im Jahr 2011 beantwortete die damalige Kulturdezernentin, RLS, so die Frage, welche Lösung sie für das Walhalla favorisieren würde. Und ja: Es kann keine andere Antwort geben!

Denn zwar hat Wiesbaden viele Kulturdenkmäler und darf zu Recht stolz auf diese Schmuckstücke sein, aber das Walhalla Gebäude, im neobarocken Stil 1897 erbaut, nimmt eine Sonderstellung ein. Ein Theaterbau inmitten der Stadt und der Fußgängerzone, das gibt es nicht oft in der Republik. Denn leider dominieren Land auf Land ab konturlose Bausünden mit Einkaufzentren oder Shoppingmalls von der Stange die Innenstädte, die abends dann nur Tristesse verbreiten und unerwünschtes Publikum anziehen. Urbanes Leben hier? Fehlanzeige.

Ja, bedauerlicher Weise weist das Walhalla einen hohen Sanierungsstau auf. Zwar hatte es die stadteigene WVV 2007 recht günstig erworben und damit erst einmal gerettet, aber seitdem warten wir auf ein funktionierendes Sanierungs- und Nutzungskonzept.

Schon 2011, als die Mauritiuspassage als jahrelanges Problemkind im Focus der stadtentwicklungspolitischen Fragen stand, wurde darauf hingewiesen, dass mit dem Areal Hochstättenstrasse, Mauritiusstrasse auch das Walhalla bedacht werden müsse und man nach Lösungen sucht.

Der gesamte Bereich wurde als urbane Wunde identifiziert. Mit der erfolgreichen Revitalisierung der Mauritiusgalerie ist schon ein wichtiger Schritt gegangen worden -einzig der beklagenswerte Zustand des Walhallas schmerzt nach wie vor.

Es gab bis jetzt keine Lösung, denn die Maxime war: Die Sanierungskosten müssen sich durch die zu erzielende Miete wieder einspielen.

Aber, ist es denn nicht so, dass immer, wenn die Stadt Gebäude sanierte und sie danach an kulturelle Vereine oder Träger vermietete, klar war: Der Kulturetat muss einen Zuschuss bereitstellen.  Wir wissen: eine kulturelle Nutzung ist nicht gewinnmaximierend orientiert und kann daher doch die aufgerufene Miete nicht aus dem Betrieb heraus stemmen. (Beispiel Walkmühle, Beispiel PHT).

Die Voraussetzung dafür ist aber: Eine kulturelle Nutzung ist politisch gewollt. Oder anders gesagt: Der Stadt ist ein gutes kulturelles Angebot wichtig und im Wortsinn etwas wert.

Wir stellen fest: Viele Jahre macht sich die Stadt schon Gedanken, wie das Walhalla saniert und dann auch umfassend genutzt werden kann, aber außer den Runden Tischen und den Vorstellungen von Konzepten wurden vor allem Gutachten erstellt. Die Rede ist von mittlerweile 11 Stück! 11 meine Damen und Herren. Herr Guntrum sagte dazu im OBR Mitte, dass schon eine Million Euro dazu verausgabt wurden.

Wir blicken auf 2 Jahre nötige Vorarbeiten zurück, doch nun wollen wir die Ergebnisse und die Bewertungen dieser Gutachten vorgelegt bekommen!

Anrede

Immerhin: gut 18 Jahre konnten Teile des Komplexes kulturell genutzt werden:

Seit dem Jahr 1998 führte der Walhalla e.V. kulturelle Veranstaltungen durch. Genutzt wurde der Spiegelsaal, das Foyer und das Bambi als Kino im Untergeschoss. Bis zur plötzlichen Schließung im Jahr 2017 hat das kulturelle Angebot seitens des Vereins Walhalla das Gebäude im besten Wortsinn am Leben gehalten und vor einem langen Leerstand bewahrt.

Aus unseren eigenen Erhebungen der Wirtschaftlichkeitsanalyse der freien Bühnen aus 2011 wissen wir, dass sich damals rund 20.000 Besucherinnen und Besucher jährlich an den rund 725 Veranstaltungen im Jahr erfreuten. Der Schwerpunkt des Bühnenprogramms lag dabei in der Sparte Musik, mit sehr interessanten nationalen und internationalen Gastspielen und eigenen Produktionen. Hier hatte das Walhalla eine Nische gefunden, welche vom Publikum begeistert angenommen wurde.

Anrede

Dies alles fand im Januar 2017 ein jähes Ende. Bekanntermaßen machte der Brandschutz einem weiteren Betrieb des freien Theaters unmöglich. Sofort war uns damals allen klar: Hier brauchen wir eine rasche Lösung. So folgte schon im Februar 2017 die Beauftragung WVV, die notwendigen Sanierungskosten zu ermitteln.

Es war immer klar: Hier sind sowohl den denkmalfachlichen Auflagen Rechnung zu tragen als aber auch die Erfordernisse für eine kulturelle Nutzung zu berücksichtigen, meint man es denn  ernst mit einer kulturellen und damit der Öffentlichkeit zugänglichen Nutzung.

Seitdem erhielten wir mehr oder weniger regelmäßige Zwischenberichte- Sachstandsberichte. Ebenso konnten im zugehörigen Ausschuss Schule und Kultur die bis dato interessierten Nutzer ihre Konzepte vorstellen. 

Wir sind uns doch einig: Wir wollen urbanes Leben in der Innenstadt. Das Walhalla aus dem Dornröschenschlaf wach zu küssen muss daher im Interesse der Stadtpolitik sein.

So sind ja auch die Anträge der Kolleginnen und Kollegen von SPD und CDU zu verstehen. Wir alle wollen kulturelles Leben im Walhalla. Wir alle sehen die Notwendigkeit, die Innenstadt mit einem Walhalla-Kulturbetrieb aufzuwerten, urbaner und lebenswerter zu machen. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen nicht weiter zögern. Der Verfall des Gebäudes nimmt zu, die Sanierungskosten werden dadurch immer höher.

Nach unserer Einschätzung dauert – sollte denn ein Teilnahmeverfahren (Interessenbekundungsverfahren) für den Betrieb erfolgen müssen – allein dieses 1,5 Jahre. Dann kommt noch die Sanierungszeit dazu und dann wollen Sie noch warten, ob und wann das Land mit seiner Sanierung des Staatstheaters eventuell auf der Suche nach einer Ersatzspielstätte sich an Kosten beteiligen würde?  Das kann es unserer Meinung nach nicht sein.

Übrigens ist dies auch die Meinung von Herrn Dezernenten Imholz, der – ich darf ihn aus der FR vom April 2018 zitieren – „Ob das Theater seinen Spielbetrieb ins Walhalla verlegen könne sei reine Zukunftsmusik. Erst muss saniert werden“. Und genau das wollen wir. Darum sind die Anträge von SPD und CDU nicht so zielführend.

Im letzten SchuKu 2018 wurde nun in Aussicht gestellt, dass im Frühjahr 2019 sämtliche nötigen Erkenntnisse vorliegen würden. Man kann den Frühling schon fast riechen! Jetzt wird es also höchste Zeit, dass wir, das die Stadtverordnetenversammlung an den Magistrat, an die städtischen Gesellschaften und auch an die vielen Kulturschaffenden und an Kultur interessierten Menschen in Wiesbaden eine klare Botschaft sendet:

Ja – das Walhalla wird saniert;

Ja – das Walhalla wird so saniert, dass die Kultur eine neue/alte Bleibe in Wiesbaden haben wird und

Ja – die Stadt wird einen angemessen Zuschuss für diese Heimstadt zur Verfügung stellen.

Deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung.

Vielen Dank