22. Juni 2018

Rede von Dorothea Angor zur „Bekanntgabe der Mitglieder des Kulturbeirates – Wahlzeit 2018 bis 2020, in der Stadtverordnetenversammlung am 21. Juni 2018

Es gilt das gesprochene Wort

Anrede
Es ist so weit.
Endlich.
Es ist uns Grünen bekannter Weise seit langem ein Anliegen, kulturelles Engagement nicht nur ausreichend zu würdigen, sondern Kulturschaffende stärker in die Kulturpolitik einzubeziehen. Kulturelles Engagement ist unverzichtbar für unser Gemeinwesen. Wir haben bekanntlich das Jahr des Engagements.
Aber was ist mit Engagement gemeint? Was macht denn „Engagement“ für unser Gemeinwesen so unverzichtbar?
Tag für Tag bringen sich Menschen in dieser Stadt aus verschiedensten Bereichen ein, um Wiesbaden wunderbar und liebenswert zu machen. Unser Wiesbaden mit Leben zu füllen.
Das passiert oft lautlos und im Verborgenen und überwiegend ehrenamtlich. Sei es die Jugendhilfe, bei der Betreuung alter und kranker Menschen, im Sport oder eben in unserer vielfältigen und vitalen Kulturszene.
Unsere Kulturszene zeichnet eine hohe Motivation aus, den Menschen in dieser Stadt im wahrsten Wortsinn etwas anzubieten, etwas zu geben. Und dies geschieht immer mit einer hohen Bereitschaft, sich zu engagieren.
Für uns ist es wichtig, dass die Kulturszene Stellung beziehen kann, und sich konstruktiv in die Diskussionen einbringt zu den kulturellen Großbaustellen der Stadt. Die Ausgestaltung des von uns seit langem geforderten KEP wird eine der dringendsten Aufgaben sein, ebenso aber auch die vermeintlichen „kleinen“ Anliegen der vielfältigen Kulturschaffenden Wiesbadens.

Heute beschließen wir die Besetzung des ersten Wiesbadener Kulturbeirates, ein Gremium, welches von eben dieser Bereitschaft, sich zu engagieren, getragen ist.
Wir Grüne haben uns intensiv damit befasst, wie wir die Idee eines Beirates für die Kultur Wirklichkeit werden lassen können.
Wir haben uns andere Städte mit ähnlichen Beiräten angeschaut und was man gutes adaptieren kann.
In der Kooperation haben wir ein Hearing veranstaltet, bei dem wir unseren Entwurf vorstellten, mit den Ideen der anwesenden Kulturschaffenden diskutierten und deren Anregungen wir teilweise übernommen haben. Wir haben viele Gespräche geführt und unsere Ideen fruchtbar gemeinsam diskutiert.
An dieser Stelle: Danke für die konstruktive Zusammenarbeit meinen Kollegen, Axel Imholz, Bernhard Lorenz, Bernd Wittkowksi und Hendrik Schmehl.
Wir haben lange diskutiert, wie genau dieser Beirat aussehen sollte, wie er besetzt werden soll, um eine bestmögliche Repräsentanz unsere Kulturszene zu ermöglichen.
Dabei galt es, folgende Fragen zu beantworten:
Wie schaffen wir es, alle Wiesbadenerinnen und Wiesbadener an der Auswahl zu beteiligen? Wie können wir einen guten, arbeitsfähigen Querschnitt im Beirat erreichen?
Wir haben uns verständigt, dass der Beirat von allen Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern gewählt wird. Dass er aus Kulturschaffenden verschiedener Sparten bestehen soll, aus gesetzten Institutionen und aus entsandten Mitglieder der Fraktionen im Rathaus.
Natürlich ist das Ergebnis, das jetzt zu diesem 25 Mitglieder starken Gremium geführt hat, ein Versuch, und wir haben immer gesagt, dass wir uns nach der ersten Wahlzeit von 2 Jahren ganz genau anschauen werden, ob diese Zusammensetzung eine bestmögliche Arbeit gewährleisten kann – genauer: ob die Spartenaufteilung die richtige ist.
Uns eint das gemeinsame Ziel, die kulturelle Expertise für das Gemeinwohl auf die Gestalter-Ebene zu heben.
Im direkten Vergleich mit den Gremien, die von der sie direkt betreffenden Personengruppe gewählt werden, zeigt der Kulturbeirat seine besondere Bedeutung:
Mit einem indirekten Antragsrecht an die Stadtverordnetenversammlung, einer gut ausgestatteten Geschäftsstelle, die unabhängig vom Kulturamt dem Beirat zuarbeiten wird, nimmt der Kulturbeirat unter den Beiräten zukünftig eine bedeutende Stellung ein.
Man könnte nun einwenden, dass das unfair gegenüber den anderen Bürgerbeteiligungsgremien sei. Dem halte ich entgegen: Diese Ausstattung und diese Autonomie ist die nötige Voraussetzung für einen arbeitsfähigen Kulturbeirat.
Denn die Kultur ist eben kein Randthema unserer Gemeinschaft, sie ist der Querschnitt, der unsere Stadtgesellschaft zusammenhält. Das kulturelle Leben in unserer Stadt hat einen ganz entscheidenden Einfluss drauf, wie vital und lebenswert unser Wiesbaden ist.
Ohne Kultur gibt es kein urbanes Leben. Deswegen geht sie uns alle an und deswegen muss die Kulturpolitik sie gut denken. Und das, meine lieben Kollegen, sollten und werden wir nun nicht mehr alleine tun. Nicht mehr ohne die Menschen, die hier in großem Engagement seit Jahren dafür sorgen, dass wir eine blühende, kreative und wunderschöne Kulturlandschaft haben.
Um es ganz klar zu sagen: Das bedeutet nicht, dass wir uns im Parlament und im zuständigen Ausschuss nicht mehr mit kulturpolitischen Fragen beschäftigen werden und es bedeutet eben nicht, dass wir keine Entscheidungen mehr treffen müssen, nein!
Das bedeutet, dass wir uns zukünftig auf den Rat unserer Kulturschaffenden stützen können. Wir werden somit nicht mehr über die Kunst- und Kulturszene sprechen, sondern mit ihr.
Neben den gesetzten Institutionen, es sind dies Staatstheater, VHS, Landesmuseum, Murnau Stiftung und IHK haben wir 12 Sitze zur Wahl ausgerufen.
Für diese 12 Sitze gab es 92 Bewerbungen, also 92 Menschen, die bereit waren, sich neben ihrem beruflichen Engagement für die Kunst und Kultur unserer Stadt ehrenamtlich im Kulturbeirat zu engagieren. Und es waren allesamt beeindruckende Persönlichkeiten mit vielfältiger Expertise. Allein diese hohe Zahl hochmotivierter Kulturschaffender dieser Stadt, die bereit waren, sich einzubringen, ist es ein Beleg dafür, wie richtig und wie nötig es war, einen Kulturbeirat ins Leben zu rufen!
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, die kandidiert haben! Mit Ihrem Interesse an der Mitarbeit haben Sie uns deutlich gezeigt, dass wir mit der Einrichtung eines Kulturbeirates den richtigen Weg eingeschlagen haben!
Wer sind nun die Mitglieder des ersten Kulturbeirates unserer Stadt?
Es sind dies allesamt Menschen, die sich seit langer Zeit auch ohne ein entsprechendes Gremium für die Kultur dieser Stadt einsetzen. Denen es wichtig ist, dass Kultur in dieser Stadt wahrgenommen wird, wahrgenommen wird als unverzichtbarer Teil eines urbanen Lebens. Diese Menschen warten darauf, dass man sie fragt, dass man mit ihnen spricht. Dass wir uns beraten lassen, beraten lassen in unseren politischen Entscheidungen. Denn wir alle hier sind gewählt, Entscheidungen zum Wohle dieser Stadt zu treffen.
Und es steht uns gut zu Gesicht, bei diesen Entscheidungen nicht auf fachlichen Rat zu verzichten.
Der Kulturbeirat nimmt seine Arbeit mit der konstituierenden Sitzung direkt nach der Sommerpause, am 14. August auf.
Wir erhoffen uns vom neuen Kulturbeirat einen fruchtbaren Austausch und Unnachgiebigkeit in Sachen Kultur. Wir sind uns sicher, dass der Kulturbeirat in seiner heute gewählten Besetzung eine fachliche Bereicherung für die Kulturpolitik unsere Stadt ist und sachorientierte Diskussionen seine Arbeit kennzeichnen werden. Wir erwarten, dass das Thema Kultur die Prominenz in der öffentlichen Debatte erhält, die sie verdient.
Ich bin überzeugt davon, dass er – wie auch die anderen Beiräte – für uns als Parlament ein unverzichtbares Gremium wird, auf dessen Expertise wir bauen können.
Das damit zum Ausdruck gebrachte Engagement für unsere Stadt, der Wille, sich einzubringen und mitzugestalten ist ein „Geschenk“, nicht zuletzt an uns als Parlament. Wir werden das Gremium zu schätzen wissen, dessen bin ich mir sicher!