8. Februar 2018

Rede von Karl Braun zu „Pakt für den Nachmittag“ am 7. Februar 2018

Es gilt das gesprochene Wort

 

Anrede,

der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote in Wiesbaden ist zu Recht einer der wichtigsten politischen Schwerpunkte der Kooperation. Schließlich geht es bei der Kinderbetreuung nicht nur um die Bedürfnisse der Eltern nach guten Betreuungsmöglichkeiten, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten, sondern sie ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Unterstützung der Kinder und zum Abbau herkunftsbedingter Bildungsbenachteiligung.

Eines der Elemente zur Kinderbetreuung ist der Pakt für den Nachmittag.

Ursprünglich schon im Jahr 2015/2016 von der schwarz-grünen Landesregierung initiiert,
ist Wiesbaden im Schuljahr 2016/2017 mit zunächst drei Standorten als Pilotphase gestartet.
Dieses Schuljahr ist nun mit der Ludwig-Beck-Schule die vierte Paktschule in Wiesbaden hinzugekommen, was wir sehr begrüßen.

Der nun vorgelegte Evaluationsbericht stellt Zahlen, Fakten und Erfahrungen vor.

Er gibt aber auch entscheidende Hinweise zur Verbesserung und Ausweitung der Angebote,
die letztendlich in einem Maßnahmenkatalog münden, den wir ausdrücklich begrüßen.

Anrede,

kommen wir nochmals zur Sache:

Der Pakt für den Nachmittag beruht letztendlich auf zwei Betreuungsmodulen.

Erstens: Der Zeitraum bis 14.30 Uhr, für den sich das Land – mit einer pauschalierten Zuweisung an die Schulen – zuständig erklärt, und zweitens: Eine daran anschließende Betreuung bis 17.00 Uhr, und eine etwaige Ferienbetreuung, welche durch die Stadt sicherzustellen ist.

Die Kinder bzw. Eltern an den Pakt-Schulen können freiwillig entscheiden, ob sie an dem ersten und auch zweiten Modul teilnehmen. Der Pakt für den Nachmittag ist somit also keine Ganztagsschule, sondern kann lediglich als eine Brücke oder ein Schritt in Richtung Ganztagsschule verstanden werden.

In unseren Augen bringt der Pakt für den Nachmittag den Eltern und Kindern wesentliche Vorteile:

Zum einen durch eine gute Qualität der Betreuungsangebote und zum anderen durch die deutlich niedrigeren Elternbeiträge im Vergleich zum Hort, der Betreuenden Grundschule und der Grundschulkinderbetreuung. Aber auch die Stadt Wiesbaden profitiert, denn sie kann die Kosten für die Betreuung teilweise mit dem Land teilen.

Ob die Schule aber letztendlich bei dem Pakt für den Nachmittag mitmacht, entscheidet sie in ihren Gremien allein. Hierauf können wir – auch dies wird in dem Bericht deutlich – nur insofern Einfluss nehmen, als dass wir Überzeugungsarbeit leisten. Aber auch die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Ein entscheidender Schritt wäre die Erhöhung der Landesressourcen für die Paktschulen. Denn beim Land wurde lediglich mit einer Teilnehmerquote von 60% kalkuliert. Die tatsächlichen Teilnehmerzahlen – auch in Wiesbaden – sind jedoch höher. So nahmen beispielsweise 94% der Schülerinnen und Schüler der Fritz-Ganzberg-Schule am Modul 1 bis 14.30 Uhr teil. So erfreulich dies auf der einen Seite ist, führt es zum anderen dazu, dass die Eltern und die Stadt einen Teil der Kosten hierfür übernehmen müssen. Auch benötigen die Paktschulen mehr Planungssicherheit für kommende Jahre. Und, es kann nicht sein, dass das Land seiner Verpflichtung, genügend Lehrerinnen und Lehrer bereitzustellen, nicht nachkommt, und so die Akzeptanz des gesamten Projekts gefährdet. Natürlich ist der Mangel an Lehrkräften bekannt.
Diesen abzustellen, ist jedoch originäre Aufgabe des Landes, welche schleunigst noch stärker in Angriff genommen werden muss.

Insgesamt möchten wir aber nochmals unterstreichen, dass wir die Einführung des Paktes für den Nachmittag begrüßen. Und wie wir auch in Wiesbaden sehen, sind die 4 Pakt-Schulen in der Betreuungslandschaft gut angekommen und erfreuen sich eines stetigen Zulaufs.

Mehr Schulen zum Pakt für den Nachmittag zu bewegen, und diesen Schritt in Richtung Ganztagsschule zu gehen, wird unsere Aufgabe in den kommenden Monaten sein.

Wir bitten Sie, die Herausforderung gemeinsam anzugehen.

Vielen Dank.