Rede von Ronny Maritzen „Wiesbaden erklärt den Klimanotstand!“ in der Stadtverordnetenversammlung am 27.06.19
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin, meine Damen und Herren,
ich hatte so einen fulminanten Start für diese Rede.
„Wiesbaden liegt nicht auf den Fidschi-Inseln und wird entsprechend nicht untergehen. Aber“… Großartig!
Und dann saß ich vorgestern hinter meinem Schreibtisch am Fort Biehler an dieser Rede, das Außenthermometer zeigte erstmals seit ich denken kann über 40° und im Wäldchen am Fort Biehler kreischten die Kettensägen – die an der Rußrindenkrankheit erkrankten Bäume wurden gefällt.
Da wurde mir sehr deutlich und bewusst: du brauchst in Sachen Klimanotstand nicht auf die Fidschi-Inseln und das große Ganze zu gehen, selbst hier in deinem kleinen Sprengel spürst du hautnah was gerade passiert. Unser Haus brennt! Und da können jetzt alle sagen: das sei Panikmache, das sei völlig überzogen, wir haben auch noch andere Probleme, wir hier in Wiesbaden können ja eh nicht…– ja wir haben auch noch andere Probleme, aber das Thema Klima ist so essenziell und bedrohlich, sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen, ich betone wir müssen, kurzfristig etwas tun!
Das ist ja das Vertrackte: wir alle wissen um die Bedrohung, wissen um die Umstände – müssen was ändern, nämlich unser Verhalten, unseren Lebensstil – und das ist nicht banal. Das ist schwierig! Sehr schwierig!
Wie komme ich als Grüner jetzt aus der Nummer, hier nicht mit erhobenen Zeigefinger zu stehen, als Besserwisser und Weltverbesserer tituliert zu werden?
Das probate Mittel: an die eigene Nase fassen!
Wir alle müssen unser Verhalten ändern. Und gemeinsam lernen, wie das geht. Und es dann auch tun.
Zur Erinnerung: Wir haben ein großes Projekt am Start, mit dem wir konkret (auch) etwas für unser lokales Klima tun können: Die Biosphärenregion Wiesbaden-Rheingau Main Taunus.
Ende Mai wurde im Prozess der Machbarkeitsstudie die Phase „Bewerten“ beendet. Bewertet wurden die Chancen und Risiken einer BSR, und als Chancen werden u.a. genannt:
Die Region könnte Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden.
Eine BSR könnte den Austausch zwischen Forschung und Praxis im Bereich Energie und Klima stärken und in Kooperation Best-Practice-Beispiele schaffen.
Vorhandene Strukturen (z.B. Beratungsstellen) könnten gestärkt werden.
Die BSR könnte ein Ort zur Aushandlung von Nutzungskonflikten sein – z.B. Erhalt des Landschaftsbildes vs. Windräder oder Energetische Sanierung vs. Mietkosten.
Nach Vorliegen der Machbarkeitsstudie im Spätsommer/Herbst haben die politischen Vertreter*innen in der Region (also auch wir Stadtverordnete) abzuwägen und zu entscheiden, ob ein Antrag für eine Biosphärenregion bei der UNESCO eingereicht werden soll.
Lasst uns die Chancen nutzen und gemeinsam neue Wege ausprobieren!
Zeigen Sie Ernsthaftigkeit. Stimmen Sie in unserem Antrag zu!
Ronny Maritzen
Wiesbaden, 27.6.19