8. Februar 2018

Rede von Ronny Maritzen zu „Städtebauliche Nutzung des AFEX-Geländes in Mainz-Kastel“ in der Stadtverordnetenversammlung am 7. Februar 2018

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Man muss viel Mut haben, seinen Feinden gegenüberzutreten. Noch mehr Mut kostet es, sich gegen seine Freunde zu behaupten.“

Dieses Zitat von Joanne K. Rowling bringt es auf den Punkt: wir sprechen zwar hier und heute immer wieder von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, aber der erste Hebel, den es umzulegen gilt, damit wir die hervorragende Fläche im Herzen Kastels, das AFEX Gelände, wieder in Besitz nehmen und städtebaulich nutzen können, liegt in Amerika.

Das ist uns allen klar. Nur würde sich die Grünen-Fraktion wünschen, dass hier mehr „Mut gegenüber Freunden“ im Sinne des Zitats aufgebracht werden würde.  Wir hören dann immer nur: die Amerikaner wollen nicht. Die Amerikaner müssen erst dies und das geklärt wissen. Die Amerikaner haben noch diese und jener Anforderung. So wie jüngst im Ortsbeirat Erbenheim diskutiert. Es wird eine neue Befeuerungsanlage für Licht- und Funksignale an der Airbase Erbenheim gefordert  – die dann auch letztlich gewährt werden wird. Ja. Das mag so nach Recht und Gesetz in Ordnung sein – freundschaftlich fände ich es, wenn die Amerikaner klipp und klar sagen würden, wann sie das AFEX Gelände räumten.

Dann möchte ich noch das Stichwort: „Wiesbaden wächst“ beleuchten: Ja. Das ist richtig.

Aber anders als manche Stimme in der Stadt sehe ich das nicht als gottgegebenes Naturgesetz an. Die Stadt ist sicherlich eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Ohne urbanes Leben hätte es manche zivilisatorische Entwicklung nicht gegeben. Das ist unbestritten.

Aber es ist wie immer: die Dosis macht das Gift. Der Run auf die Ballungszentren wird langsam nicht mehr beherrschbar und verlangt besonnenes Gegensteuern. Gegensteuern von der Politik und der Wirtschaft. Und hier möchte ich auf eine paradoxe Situation hinweisen. Die sogenannte „Digitalisierung“ (eigentlich ist es nichts anderes als die konsequente Fortführung und Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten) ermöglicht es heutzutage in einem nie gekannten Ausmaß, die Arbeit zu den Menschen zu bringen. Also nicht alles in den Zentren zu konzentrieren, sondern Arbeit, die sich mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten erledigen lässt, etwa in den ländlichen Raum zu bringen.

Das ist sicherlich kein originär von der Wiesbadener Kommunalpolitik zu lösendes Problem. Und irgendwie ist das auch ganz erleichternd. Wenn ich mir schon überlege, was das für ein Drama ist, WLAN in die Stadt zu bringen – ich spare mir jeden weiteren Kommentar.

Zum Ende meiner Rede möchte ich noch einen Punkt setzen: am 22. Februar 2018 wird hier in diesem Saal über die Möglichkeit einer UNESCO-Biosphärenregion informiert. Auch unter diesem Aspekt halte ich es für mehr als angebracht, zunächst die Flächen zu entwickeln, die städtebaulich – im wahrsten Sinne des Wortes  – sehr naheliegen, bevor weitere Freiflächen unwiederbringlich versiegelt werden. Nein. Es geht mir nicht darum, das eine Projekt gegen das andere auszuspielen. Es geht darum, im Sinne der nachhaltigen Entwicklung klug und besonnen die wunderschöne Landeshauptstadt Wiesbaden in die Zukunft zu führen.